Mittwoch, 30. September 2009

29. und 30.9.2009 - Schulalltag

29.9.2009

Heute standen wieder Lieder, Spiele, das Theaterstück "An allem ist die Katze schuld" und eine Powerpoint-Präsentation am Programm, also nichts Spektakuläres. Damit die werten BLOG-Leser/innen (und Kommentarschreiber) nicht den Eindruck hätten, es gäbe nur Mädchen an diesen Schulen, hier der Beweis. Auf dem Foto seht ihr die sehr kleine Gruppe einer 10. Klasse, die erst seit 4 Wochen Deutsch lernt. Wie unschwer zu erkennen ist, bezeugen sie mir gerade, wie sehr sie den Unterrich bei mir genießen.


In einer Freistunde konnte ich mich von der guten Ausstattung der Schule überzeugen. Eine schöne Bibliothek, in der eine pensionierte Lehrerin arbeitet, moderne Küchen und Werkräume, ein Medienraum mit interaktiver Whiteboard, die aber praktisch nicht genutzt wird, etc.

Anschließend war ich dabei, wie Krista eine Stunde für die Kinder der 1. Klasse hielt, eine kleine Gruppe 7-Jähriger, die den sog. Deutsch-Zirkel besuchen. Es war sehr interessant zu sehen, wie motiviert und spielerisch die Kleinen an die Sprache rangehen, und man fragt sich zwangsläufig, wo der Knackpunkt für das in den nächsten Jahren ansteigende Desinteresse liegt. Wenn ich in die Gesichter mancher 9.-Klasser/innen sehe, die heuer abschließen, dann kann ich genau lesen, was sie so denken. Dann brachte sie Kleinen hinauf in den Hort, der gratis ist, und wo sie von einer pensionierten Lehrerin, die sich noch was dazu verdient, beaufsichtigt werden.
Krista hat also insgesamt 25 Stunden in 8 Deutschklassen (v. Kl.6-12), 2 Stunden in der Klasse 1 und 2 Stunden im Kindergarten. Über Mangel an Beschäftigung kann sie nicht klagen.

Nach der 4. Stunde gibt es jeden Dienstag eine Lehrer/innen-Versammlung, wo in 15, 20 Minuten die wichtigsten schulrelevanten Dinge besprochen werden. Von den ca. 70-80 Kolleg/innen waren etwa 2/3 anwesend, geschätzte 10% sind männlich, darunter natürlich der Direktor und einer von 3 Stell-vertreter/innen. Auf dem Foto seht ihr, wie ich dem Direktor des Tabasalu-Gymnasiums vor versammelter Lehrerschaft für die Einladung danke, hier tätig sein zu können. Nachdem sich die Lehrer/innen kaum treffen, jede/r hat ja seinen eigenen Raum, während die Kinder oft 20 Minuten am Gangboden sitzen, wissen viele nicht allzu viel voneinander. Der Kaffeeraum ist praktisch immer leer und wird nur für kurze Infos genutzt, Alle zusammen sehen sie sich nur bei offiziellen Anlässen und bei den Viertelskonferenzen, weil das Schuljahr hier in vier Teile gegliedert ist.


Am Gang können sich die Lehrer/innen und Schüler/innen (von denen doch einige immer zu spät kommen), auf großen Schirmen darüber informieren, wo sie hingehen müssen, ob es Änderungen gibt, welche Klasse was hat, wo die Kolleg/innen gerade sind, etc.

Trotz der eher kühlen Temperatur von 5 Grad ging ich wieder laufen und wurde dabei von einem kurzen Hagelschauer überrascht. Hier am Meer wechselt das Wetter relativ rasch, denn kurz darauf schien schon wieder die Sonne. (Tja, wie im Leben!)

Danach holte mich Krista ab, um mir eine Grundschule (1.-6. Kl.) im benachbarten Vääna zu zeigen, die in einem alten Gutshof beheimatet ist, was nach den Enteignungen von Landgütern in den 20er-Jahren und dann natürlich später in der russischen Besatzungszeit in mehr als 60 Schulen der Fall war. Hier in dieser kleinen Schule würde wahrlich jede Lehrerin gerne unterrichten: Hohe Räume in einem geschichtsträchtigen Ambiente mit Kachelöfen in fast jedem Zimmer, originaler Einrichtung und einer herrlichen Parkanlage - und wenige Kinder pro Klasse.

Am Foto seht ihr z.B. das Zimmer der Lehrerinnen.



30.9.2009

Nachdem am Wochenende 13 Lehrer/innen aus 5 Staaten (Lux, F, PL, D und ?) zu Besuch kommen, wird es für sie ein kurzes "Konzert" am Freitag geben. Jetzt kommen mir meine minimalen Gitarrenkenntnisse zugute, und man hat mich gebeten, bei einem Lied der 6. Klasse zu begleiten, außerdem werden wir noch den "Gewinner-Song" beisteuern, wo die Lehrer/innen dann mitmachen müssen (was sie noch nicht wissen - hähä), und auf der CD mit den estnischen Hits habe ich einVersion von "Help me make it through the night" gehört. Ich habe mir den Text runtergeladen und nun werden wir auch das noch am Freitag zum Besten geben - "Gib des Bandl aus die Haar" - "Help me make it..." und "Aita mööda saata öö", jeweils eine Strophe. Ihr solltet mich mal estnisch singen hören!! Ist schon auf deutsch der reine Wahnsinn, aber erst auf estnisch! - Über möglich Wirkungen,.... gebe ich am Wochenende nach dem Konzert Bescheid.

Außerdem haben wir beschlossen, bei einem Theaterfestival am kommenden Mittwoch mitzumachen. Es gibt zwar keine Zeit zum Proben, aber "No risk, no fun", es gibt nichts zu verlieren. Zuerst muss man den Text (sprachlich und akustisch) aufbereiten, den Spaß hinter den Sketches erkenntlich machen und dann geht es ans Spielen. - Na ja, man wird sehen. - Auch darüber werde ich berichten.

Am Nachmittag fuhren wir dann in die Nationalbibliothek zur Preisverleihung eines Aufsatzwettbewerbes mit dem Namen Perplex. Die Einladung erfolgte von der österreichischen Botschaft und im Anschluss gab es eine kleine Jause.

Anschließend war ich mit Krista und einer österreichischen Kollegen in einer Pizzeria, wo es zum Erfahrungsaustausch unserer Erlebnisse in den bisherigen Wochen kam - willkommene Abwechslung.