Montag, 5. Oktober 2009

3. und 4.10.2009 - Ausflug an die Westküste und Sturm

3.10.2009


Am Vormittag konnten meine österreichischen Kollegin und ich die Comenius-Gruppe zu einem Ausflug an die Westküste begleiten. Haapsalu war schon im Mittelalter von Bedeutung, weil Bischöfe ihren Sitz hier hatten, weshlab man das 100 Einwohner zählende Dörfchen kurzerhand zu einer Stadt erhob, weil es einem Bischof nicht zuzumuten war in einem Dorf zu residieren.







War das Wetter bei der Abfahrt noch nicht besonders gut, so zeigte sich schon bald blauer Himmel und die Sonne ließ die bunten Herbstfarbe der Bäume besonders gut zur Geltung kommen. Zu Beginn besuchten wir noch das Museum von Ilon Wikland, die 30 Bücher von Astrid Lindgren (u.a. Karlsson vom Dach) illustrierte.







Ich machte einen kurzen Abstecher zum Meer, von wo man einen schönen Blick auf die Kuranstalt und verschiedene Kurhotels hat. Obwohl noch immer ein bedeutender Badeort Estlands, ist der ehemalige mondäne Flair verloren gegangen, wie man den Häusern rundherum erkennen kann. Aber 50 Jahre Besatzung sind eben nicht spurlos vorüber gegangen, es braucht noch Zeit.


Anschließend hatten wir eine Führung, wo uns die Geschichte Haapsalus und besonders der Bischofsburg näher gebracht wurde. Vom Wehrturm aus gab es einen schönen Blick auf die kleine Stadt. In der schlichten Domkirche hörten wir die Sage von der weißen Frau, die
in Augustvollmondnächten noch immer am Fenster erscheint und viele Einheimische und Touristen anzieht: Ein Domherr hatte einst, obwohl nicht erlaubt, seine Geliebte als Chorknabe eingeschmuggelt, was nicht lange unentdeckt blieb. Die Folgen waren fatal, um nicht zu sagen, letal. Er wurde zu lebenslangem Kerker verurteilt, sie mauerte man bei lebendigem Leib in die Kapelle ein. Aber nachdem sich die Liebenden ewige Treue geschworen hattten, erscheint der Geist der der Unglücklichen noch immer am Fenster. Unromantische Menschen führen das auf eine Reflexion des Mondlichtes auf die weiße Mauer im Inneren der Kapelle zurück.







Nach dem späten Mittagessen konnten wir noch einen Abstecher in ein Geschäft machen, wo typische Handarbeiten gemacht werden, z.B. Patchworkdecken und allerfeinste Stickereien, die Schals z.B. müssen durch einen Frauenring gehen und auch die Kleider sind wunderschön.



Den Abschluss bildete ein Blitzbesuch des längsten überdachten Bahnsteigs von Nordeuropa, der die imposante Länge von 216 Metern aufweist. Nachdem der Badeort besonders bei reichen Leuten beliebt war und auch der russische Zar Anfang des 20. Jahrhunderts dem Charme der Stadt erlag, befahl er den Bau dieses schönen Bahnhofes und einer Bahnlinie bis Haapsalu. Deshalb entstand der prachtvolle, mit Holz überdachte Bahnsteig, der es dem Zaren und seinen Begeiter/innen erlaubte, trockenen Fußes in seine bereit stehenden Fahrzeuge draußen zu gelangen.

Die Einladung zum Abendessen mit der Gruppe lehnte ich ab, weil ich nach 4 Stunden nicht schon wieder essen wollte. Stattdessen stand ein Abendlauf am Programm, danach das Studium des Helsinki-Reiseführers, denn ich wollte am SO der finnischen Hauptstadt einen Kurzbesuch abstatten.


4.10.2009

In der Nacht hatte es heftig geregnet und gestürmt, aber am Morgen sah es etwas besser aus und auch die Sonne kam ab und zu durch. So fuhr ich mit Alari, dem jungen IT-Kollegen der Schule, der an der UNI einen Kurs hatte, nach Tallinn. Er setzte mich beim Hafen ab, wo ich leider erfahren musste, dass die Fähre aufgrund der heftigen Sturmwarnung (mit Spitzen bis 150 km/h) nicht fahren würde. Also wieder mit dem Bus zurück in die Wohnung.

Von der Stadtmitte in Tallinn ist man übrigens in 15 Minuten in Tabasalu, wo es entlang der Küste auch sehr viele Villen gibt, die den Reichen gehören - Leuten, die durchaus Euro-Millionäre sein dürften. Zumindest sehen die Häuser danach aus.

Den Sonntag verbrachte ich also mit Arbeiten für die Schule und Theater. Das Laufen musste ich aufgrund des grauslichen Wetters (Wind, kühl, Regen) auf morgen verschieben.